Gründer schlecht beraten beim Amt
Aus gegebenen Anlass heute ein Beitrag aus dem Alltag.
Neben SEO & Website ist Orange Raven Partner in einem Netzwerk mit der Kombera Unternehmensberatung Gbr. Wir bzw. ich der Inhaber, Rico Stodolka, werden immer wieder als Experten für Beratungen in Sachen Marketing und Digitales hinzugezogen um so den Kunden eine möglichst optimale Beratung in allen Belangen durch Experten zu bieten.
Beratungsgegenstand war ein kleiner Bastelladen in einer deutschen Großstadt. Es sollten Mittel und Wege gefunden werden um die darbenden Einnahmen des Ladengeschäftes vor Ort zu verbessern. Ein Baustein darin sollte die Neuaufstellung Online wie Offline im Marketing sein.
Am Anfang stellte sich die Frage nach dem Ist-Stand. Dieser war nicht besonders gut, weswegen schnell die Frage nach dem Businessplan aufkam. Immerhin hat der Laden eine schlechte Lage und das Konzept war eher wild als wirklich nachvollziehbar. Im Prinzip hatte die Gründerin, die seit ca. 7 Monaten selbstständig unterwegs ist, auch vieles richtig gemacht. Es gab einen Gründerkredit und im Vorfeld eine ausführliche Beratung durch das Arbeitsamt die Agentur für Arbeit. Dort wurde sie von einem Gründungsberater umfangreich beraten beschwatzt. Darin wurde eine Kalkulation gemacht für die Einnahmen und Ausgaben.
Die Kalkulation sah unter anderem vor:
- Monatlicher Rohgewinn vor Steuern im ersten Monat: 4300 € netto
- Ø Rohgewinn pro Monat: ca. 4700 € netto
- Geplante Werbungskosten pro Monat: 30 €
Als ich das sah musste ich zweimal nachfragen, ob das wirklich ein echter Berater war. Entweder hat er ein geniales Vertriebskonzept, welches er der Gründerin nur nicht mitteilte, oder aber seine Beratung war weniger Wert als ein Kurs über erfolgreiche Steuerhinterziehung eines bayrischen Wurstfabrikanten. Warum solche Leute überhaupt als Berater arbeiten dürfen, auch noch von Amtes-Gnaden ist unverständlich und ist für mich moralisch verwerflich. Als Berater, der diesen Mist verzapft könnte ich keine Nacht mehr ruhig schlafen.
Wir reden hier immerhin über einen Bastelladen. Die Margen der verkaufen Produkte liegen im unteren Prozentbereich. Noch dazu reden wir pro Kunde über ein Volumen von 20 – 100 €. Gehen wir im Schnitt von optimistischen 45,00 € netto Umsatz pro Kunde aus und das ganze bei einer Marge von sehr optimistischen 30 %.
Es bräuchte also 319 Kunden im ersten Monat, die tatsächlich kaufen. Bei 20 Arbeitstagen sind das 16 Kunden pro Tag im Laden. Für den Start ein völlig unrealistischer Wert. Und das ganze mit geplanten 30 € für Werbung und Marketing.
Den Ärger und die Probleme hat jetzt leider die Gründerin. Nach eingehender Analyse aller Gegebenheiten mussten wir leider den ehrlichen Rat erteilen, das Geschäft zumindest teilweise aufzugeben und sich in Anstellung zu begeben, bis die schwierigen Fahrwasser hinter ihr liegen. Da brach eine kleine Welt zusammen. Die Analyse und den Rat inkl. mehrerer vor Ort Besuche gab es von uns übrigens pro bono. Den Berater, der den Mist verzapft hat bekommt man leider nicht rechtlich zu greifen.

Rico ist Gründer und Inhaber von Orange Raven. Er ist seit über 10 Jahren als Marketing Experte (Studium Uni) speziell für Gambio und WordPress unterwegs.